Wolfgang Dänzer-Vanotti: Kurzbiographie von Dr. August Dänzer-Vanotti

August Dänzer wurde am 24. Dezember 1885 in Donaueschingen geboren. Seine Eltern waren der Fürstlich-fürstenbergische Domänenrat August Dänzer senior und Clara Dänzer geb. Vanotti. Da deren Mädchenname Vanotti – der in Überlingen eine lange Tradition hatte – ausgestorben war, änderte auf Antrag von August Dänzer junior das Großherzoglich Badische Justizministerium mit Erlass vom 12.6.1918 den Nachnamen in „Dänzer-Vanotti“.

Nach dem Abitur am Gymnasium von Donaueschingen diente August Dänzer vom 1.10.1904 bis zum 30.9.1905 als „Einjährig-Freiwilliger“ beim 5. Badischen Feldartillerie-Regiment Nr. 76. Laut dem Führungszeugnis vom 30.9.1905 hat er sich dabei „dienstlich-moralisch gut geführt“. Schon knapp ein Jahr später wurde August Dänzer zu einer achtwöchigen Übung zur 6. Batterie des 4. Badischen Feldartillerie-Regiment Nr. 66 eingezogen. Dem „überzähligen Unteroffizier“ wurde unter dem 30.9.1906 bescheinigt, dass er „bei weiterer Ausbildung ein brauchbarer Reserveoffizier zu werden verspricht“.

Ab 1906 studierte August Dänzer Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg. Am 20.4.1909 bestand er die Erste Juristische Staatsprüfung. In seiner Studentenzeit war er aktiv in der Freiburger Burschenschaft Alemannia, einer schlagenden Verbindung; ein gut sichtbarer Schmiss gab Zeugnis davon. Von 1909 bis 1912 war August Dänzer Rechtspraktikant im badischen Justizdienst mit Stationen bei der Staatsanwaltschaft Freiburg, der Stadt Konstanz, dem Landgericht Freiburg, bei Rechtsanwälten in Freiburg und Mannheim sowie dem Notariat Freiburg. Im November 1912 bestand er als 21. von 46 für bestanden erklärten Kandidaten das zweite juristische Examen. Unmittelbar danach trat er als Gerichtsassessor in den badischen Justizdienst ein, wurde aber bald darauf für sechs Monate beurlaubt zur Ausarbeitung seiner Dissertation.

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Leutnant der Reserve August Dänzer eingezogen zur Feldartillerie-Abteilung Nr. 203, später Feldartillerie-Regiment Nr. 204. Am 13.10.1915 wurde er zum Oberleutnant der Reserve befördert und Batterieführer. Bis Kriegsende war er fast ununterbrochen im Fronteinsatz, wurde aber nie verwundet. Sein jüngerer Bruder Fritz Dänzer, aktiver Offizier, Hauptmann und Kompanieführer, fiel schon am 9. August 1914 in der Schlacht bei Mülhausen im Elsass. August Dänzer war auf den unterschiedlichsten Kriegsschauplätzen eingesetzt: Von 1914 bis zum 20.5.1915 im Elsass; ab 29.5.1915 in Tirol und Serbien; danach bis zum 20.3.1916 an der griechischen Grenze; vom 6.4. bis zum 8.9.1916 an der Westfront, insbesondere bei Verdun; vom 26.9.1916 bis Juni 1917 in Rumänien; danach bis zum 7.2.1918 in Südtirol, Italien; vom 14.2.1918 bis zum 31.10.1918 an der Westfront (Lothringen, Armentière, Flandern) und im Südosten (Serbien). Dekoriert wurde August Dänzer mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse (1914, 1917), dem Zähringer-Löwen-Orden (1914) und dem Badischen Ritterkreuz des Militär-Karl-Friedrich-Verdienst-Ordens (1918).

Nach der Rückkehr aus dem Krieg nahm August Dänzer-Vanotti den Justizdienst in Baden wieder auf. Seine vorhergehenden Versuche, in den deutschen auswärtigen Dienst zu gelangen, hatten keinen Erfolg. Als Arbeitsrichter, Amtsrichter, später Amtsgerichtsrat und schließlich seit 1943 als Landgerichtsdirektor war er bis 1939 in Karlsruhe tätig, später in Freiburg, Kehl und Straßburg (Rheinschifffahrtsgericht).

Am 12.10.1920 heiratete er in Münster Hedda Seeck, Tochter eines Professors für Alte Geschichte und selbst promovierte Volkswirtin. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Fritz (geb. 1921), später aktiver Militärarzt und von 1945 bis 1949 in französischer Kriegsgefangenschaft; Otto (geb. 1924), gefallen als Reserveoffiziersbewerber am 17.11.1943 in Russland; Wolfgang (geb. 1926), Soldat seit 12.7.1944, 1945 an der Ostfront und nach Kriegsende bis 30.6.1946 in russischer, amerikanischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.

August Dänzer-Vanotti wurde kurz vor Kriegsende noch zum Volkssturm eingezogen und kam in französische Kriegsgefangenschaft im südfranzösischen Larzac. Ende 1945 wurde er wegen Alter und Krankheit entlassen. Zunächst wegen eines schweren Herzleidens krankgeschrieben, wurde er, ohne wieder als Richter aktiv geworden zu sein, 1949 „im Namen des Badischen Volkes“ in den Ruhestand versetzt. Danach war er vielfach ehrenamtlich tätig, z. B. viele Jahre im Verband der Ruhestandsbeamten. Er gab auch zeitweise Repetitionskurse für Rechtsstudenten. Am 10.4.1969 starb August Dänzer-Vanotti in Freiburg im Breisgau.

Zitation

Wolfgang Dänzer-Vanotti, Kurzbiographie von Dr. August Dänzer-Vanotti, in: Gundula Gahlen (Hrsg.), Feldpost 1916/16. Die Briefe und Tagebücher des Oberleutnants August Dänzer aus Siebenbürgen und Rumänien (2012), URL: http://www.uni-cms.net/feldpostsammlung/index.php?art=42 (29.03.2024).