Brief vom 05.05.1917

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E.[ingang] 10 V Im Felde 5. Mai 1917

Liebe Mutter!

Vielen, vielen Dank für deinen
lieben Brief. An ebensolchem warmem
sonnigen Vormittag wie du, sitze ich
und antworte. Hier ist nun wirklich
das Frühjahr eingezogen. Unsere
Pferde ackern draußen für die Bauern.
Und wir exerzieren nicht zu viel aber
auch nicht zu wenig. In dem stillen

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Dörfchen ist es recht langweilig und
so ruhen wir uns recht aus.

Es ist kaum anzunehmen, daß
wir an die W.[est]front kommen. Da-
gegen sprechen verschiedene Gründe.
Ich darf diese nicht alle hier anführen.
Es scheint so, als ob wir noch länger
hier blieben. Allein es kommt ja
immer anders. Ich schicke dir ein-
geschlossen die Bilder, die ich neulich

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erhielt, mit Bezeichnung zurück.
Ich habe vermerkt, von welchen Bildern
ich noch weitere Abzüge haben möchte.
Du befürchtest, daß ich mir die Lebens-
mittel, die ich schicke, entziehe. Davon
ist keine Rede. Ich kaufe sie hier, wie
sie jeder kaufen kann. Man hat
hier eben noch manches.

Wir machen ab und zu Ausritte
in die nähere Umgebung. Davon er-
zähle ich gelegentlich einmal. Herzlichst

August