Brief vom 13.04.1917

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E.[ingang] 18.IV Im Felde 13.4.1917

Liebe Eltern!

Wir sind im Ruhequartier dort wo
wir vor Beginn des siebenbürgischen Feld-
zuges waren. Beinahe am selben Platz.
Der Bahntransport war nur kurz. Jetzt
ruhen wir uns aus und bereiten uns
vor zu neuen Taten. Zunächst jedenfalls
sind wir in einem Land (a)wo(a) noch man-
ches Eßbare ist. Eier gibt es in Menge.
Milch auch noch.

Während der letzten Tage an

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Anmerkung:

(a) überschrieben: „wir“

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der alten Front herrschte dort tiefer
Friede. Man sprach davon, daß die
Russen von Rum.[änen] abgelöst seien auf dem
uns gegenüberliegenden Teil. Sonst aber
war von der Revolution und ihren
Wirkungen nichts zu spüren.

Einen rum.[änischen] Überläufer sah ich, der
davon sprach, daß die Russen die Rum.[änen]
schlecht behandelten. Denen geht es eben
so wie uns. Bei längerer Dauer be-
ginnen die freundschaftlichen Reibereien.
Dieses psychologische Moment ist aber

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bei unseren Gegnern zweifellos stärker
und kann auf die Dauer Bündnisse
lockern, jedenfalls schadet es dem
Zusammenarbeiten.

Post erhalten. Südd.[eutsche] M.[onats] Hefte, Ekke-
hard(1), Solnemann, Fendrich(2), Endres, Stem-
pel mit Kissen und sonstigem Inh.[alt]! Vielen
herzlichen Dank dafür. Nächstens ausführ-
lichere Nachricht. Neueste Karte vom 31/3.
„Neue Welten“(3) möchte ich natürlich nicht. Ich
wußte nicht, daß es so schwer ist. Bloem(4)
mag ich nicht. Aber Fendrich ist gut.

Herzlichste Grüße
Euer August

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Anmerkungen:

(1) wahrscheinlich Bezug auf das Werk „Ekkehard“ von 1855 von Joseph Victor von Scheffel (16.2.1826-9.4.1886)
(2) Anton Fendrich (8.4.1868-6.1.1949) war ein deutscher Schriftsteller und Politiker.
(3)"Neue Welten" war ein Buch von Wilhelm Bölsche aus dem Jahr 1917.
(4) Walter Bloem (1868-1951), deutscher Schriftsteller