Brief vom 09.03.1917

E.[ingang] 20.III
Im Felde 9.III.1917

Liebe Eltern!

Einliegend die Rechnung
von Zeiss(1). Die Sache wird unter-
dessen erledigt sein.

Ferner habe ich noch eine Anzahl
Bilder von einem Kameraden
bekommen (Lt.(2) Kohl) aus dem sieben-
bürgischen Feldzug.

Das Grenzhaus in Predeal(3)
mit dem sich links anschließenden
Schützengraben bildete mein Ziel
beim Trommelfeuer(4) vor Er-
stürmung des Ortes. Viele Löcher

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Anmerkungen:

(1) Firma Carl Zeiss: Es ist der Taditions-/Markenname in der Optikbranche. Ein Hersteller optischer Erzeugnisse: Mikroskope, Brillengläser (Gleitsichtgläser und Spezialschliffe), Zielfernrohre, Ferngläser, Spektive, Kameras und vieles mehr.
Große Bekanntheit erlangte das Unternehmen Carl Zeiss durch ihre astronomischen Instrumente. Hierzu gehören Linsenfernrohre, Spiegelteleskope und Ausrüstungen für Observatorien, aber auch Planetarien. Gegründet wurde das Unternehmen als kleine Werkstatt im Jahr 1846.
(2) Lt.: Abkürzung für Leutnant. Eine Rangstufe in der Armee. Hier handelt es sich um einen Soldaten im niedrigsten Offizierdienstgrad.
(3) Predeal: Die am höchsten gelegene Stadt in Rumänien. Sie liegt in einem Pass, in den Karpaten. Dieser ist die wichtigste Verbindung zwischen der Walachei und Siebenbürgen. Unmittelbar nördlich der Stadt war die Grenze zwischen (damals) Österreich-Ungarn und Rumänien.
(4) Trommelfeuer: Die Reaktion auf die Taktik der Infanterie, sich in Schützengräben zu verschanzen. Sie sollte mit massivem Feuerschlag vernichtet oder demoralisiert werden. Erstmals wurde die Taktik im Ersten Weltkrieg angewendet. Es war der permanente, massive Artilleriebeschuss auf ein bestimmtes Gebiet. Die Detonationen gingen dabei in ein dröhnendes Donnern über, einzelne Einschläge waren nicht mehr herauszuhören. Das stunden- und tagelange Trommelfeuer hatte enorme psychische Wirkung auf die Kampfmoral der Soldaten und war verantwortlich für Kriegsneurosen.

Letzte Änderung: 09.08.2013