Brief vom 24.11.1916

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E.[ingang] 2.XII Im Felde 24.11.1916

Liebe Eltern!

Euren Brief vom 11/11 habe ich
erhalten, ebenso zwei Karten
mit früheren Daten. Vielen Dank
dafür. Die Sektfabrik in Azuga
haben wir gründlich ausgeräumt.
Auch ich habe mein Teil erhalten.
Azuga liegt mitten in unserer Front
drin, ziemlich zerschossen. Aus der
Brauerei hole ich Gerste und füttere
meine Pferde. Die Einrichtungs-
gegenstände der Villen Azuga´s
dienen zur Ausschmückung und
zum wohnlich Machen der ver-

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schiedenen Unterstände. Sinaia ist einstweilen nur von fern
sichtbar. Oben auf dem Clabuketu Baiului, wo ich meine
Beobachtungsstelle habe, sehe ich gerade eine Kuppel von
Schloß Pelesch.

Nun ist Craiova genommen und Campulung,
das ist ein prächtiger Schritt hinein in die walachische Ebene.

Was ich zu Weihnachten mir wünsche. Du lieber
Himmel! Für meine Mannschaften, das sind aber 140 Mann,
die hätten ganz gerne einige Zigarren, weil man hier nur
Zigaretten empfängt. (a)Hummel(a) ist noch nicht wieder da, er
ist beim Ers.[atz] Truppenteil. Gebrauchsgegenstände sind überflüssig.
Lesefutter haben die Leute immer durch mich. Es bleiben also
Zigarren und etwas Rum oder sonstige Spirituosen. Letzteres läßt
sich aber schlecht verschicken und ist für so viele immer zu wenig.
Ich persönlich habe keine Wünsche.


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Anmerkung:

(a) unsicher

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Möglich wäre es, daß ich Ende
ds. Jahres in Urlaub komme.
Wenn hier die Verhältnisse so
ruhig bleiben, wie sie sind, kann
es sein, daß ich bis etwa Weih-
nachten nach Hause komme.
So könnten wir die dritte
Kriegsweihnachten gemeinsam
feiern.

Freut Euch einstweilen nur
mit Vorbehalt. Vielleicht wird
es nichts.

Herzliche Grüße
August