Brief vom 11.11.1916

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E.[ingang] 21.XI Im Felde 11. Nov. 1916

Lieber Vater!

Und wiederum setze ich
mich im Felde an den Tisch um
zum Geburtstag meine Glück-
wünsche darzubringen.

Ich mag nicht mehr pro-
phezeien, denn meine letzten
Zukunftsüberlegungen vor einem
Jahr haben der Wirklichkeit nicht
standgehalten. Ich will mich aber
jetzt schon freuen auf das erste Ge-
burtstagsfest nach dem Kriege an
dem ich erscheinen werde und münd-

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lich meine Glückwünsche (a)
aussprechen kann.

Man [...] bei uns die
Proklamation des Königreichs Polen
und denkt dabei an eine [...]
ge Verständigung mit Rußland.
Vielleicht auch ist eine Verständi-
gung über Rumänien mit Ruß-
land im Gange. Das wäre doch
jedenfalls der Anfang vom Ende.
Der Verlust von Donaumont(1) und
Vaux(1) ist bedauerlich trotz aller Be-
schönigungsversuche. Indes ist dort
die taktische Lage nicht schlimmer
eben als zu Anfang und der Ge-
winn links der Maas bleibt



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Anmerkungen:
(a) durchgestrichen: mündlich

(1) Fort bei Verdun

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ja doch. Daß die Verdunsache zu
Ende ist, ist sicher. Als Ende der
Schlacht von Verdun wird amtlich
in den Kriegsstammrollen der
9. Sept.[ember] 1916 bezeichnet, ein Beweis
für die Absichten und Ansichten der
Obersten Heeresleitung. Jenes schreck-
liche Ventil, das von uns der Kampf-
energie der Franzosen geöffnet
wurde, ist geschlossen und nicht
mehr nötig.

In Eile, ich muß
schließen

Euer

August.