Tagebucheintrag vom 10.01.1917

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10/I.

Mühevoller Reisetag. Schlecht
geschlafen Rheum.[a] halber.

Um 1/2 6 Aufstehen. (a)Kav. K.K. 49(a)
Wagen 21. Fahrt mit Last. K.[raft] W.[agen]
ist neu für mich insbesondere
auf rum.[änischer] Heerstraße. Schrecklich.
Schade, daß Dante diese Sensa-
tion nicht gekannt hat. Sie eig-
net sich zweifellos für das Feg-
feuer(1), etwa für bei Lebzeiten
rasende Autofahrer. 4 Stunden
Schüttelfahrt vorbei war ich in
Buzau(2) auf dem Bahnhof.

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Anmerkungen:

(a) Kavallerie-Kraftwagen-Kolonne

(1) Anspielung auf die "Göttliche Komödie", das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321). Anknüpfend an das Genre mittelalterlicher Jenseitsvisionen schildert die "Göttliche Komödie" eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt, u.a. das Fegefeuer.
(2) Buzău: Stadt in der Walachei

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Hier war Geduld zu üben.
Von Morgens 10 Uhr bis 6 Uhr
Nachm.[ittag]. Warten auf Marsch.[befehl] für
bereitstehenden Zug. Personal
hilflos; zu wenig Lokomotiven.

Im Postpackwagen Fahrt
nach Ploešti(1). Schrecklich! Geduld.
Mehr Halt als Fahrt. Endlich
12.15 in Pl.[oiešti] Von dort mit
Truppentransport in die Nähe
von Bukarest(2), dann mit
Lokomotive zum Hauptbahnhof

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Anmerkungen:

(1) Ploiešti liegt am südlichen Fuß der Karpaten und ungefähr 60 Kilometer nördlich der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Die Stadt war aufgrund ihrer Erdölraffinerien für die Mittelmächte von besonderem Interesse.
(2) rumänische Hauptstadt.